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PK Geschichte besucht Schützenmuseum

Neben dem Quirinus-Münster ist die Stadt Neuss vor allem für sein traditionelles Neusser-Bürger-Schützenfest am letzten Augustwochenende bekannt, das jährlich über 1 Mio. Besucher anlockt.
Während das Schützenfest in seiner heutigen Form auf das Jahr 1823 zurückgeht, reichen die Ursprünge gar bis ins 15. Jahrhundert zurück.

Folglich kam im Projektkurs Geschichte die Frage auf, wie sich das Schützenwesen in Neuss während der belgischen Besatzungszeit entwickelte. Gemäß der Bestimmungen des Versailler Vertrages stand Neuss nach dem Ersten Weltkrieg unter der Oberhoheit belgischer Truppen.

Ein Besuch im rheinischen Schützenmuseum Neuss sollte Antworten geben.
Der Leiter dieser Dokumentations- und Forschungsstelle, Dr. Christian Frommert, gilt als ausgewiesener Experte für das Neusser Schützenwesen und die Phase der Weimarer Republik.

Zunächst präsentierte er lokalhistorische Quellen wie die Sitzungsprotokolle des Neusser Schützenkomitees (vgl. Foto), die seinen Aussagen zufolge keinerlei Aktivitäten für die Jahre 1914 bis 1919 nachweisen.

Sitzungsprotokolle des Neusser Schützenkomitees (Rheinisches Schützenmuseum Neuss mit Joseph-Lange-Schützenarchiv)

Herr Dr. Frommert erinnerte daran, dass jede öffentliche Feier, so auch das Schützenfest, von der Besatzungsbehörde genehmigt werden musste. All dies ließe sich auch den Protokollen entnehmen.
1920 konnte schließlich in Neuss wieder Schützenfest gefeiert werden- allerdings unter Berücksichtigung einiger Auflagen. So sei entsprechend dem allgemeinen Waffenverbot das Tragen von Säbeln und Degen untersagt gewesen. Stattdessen trugen die Schützen Reitgerten oder einfache Stöcke. Auch das Feuerwerk durfte nicht stattfinden.

Drei Jahre später, im so genannten „Krisenjahr 1923“, machte schließlich die wirtschaftliche Entwicklung das Feiern des Schützenfestes unmöglich. Vor dem Hintergrund des 100jährigen Bestehens des Neusser Bürger-Schützen-Vereins war dies für die Zeitgenossen besonders bitter. Auch im Folgejahr fiel das Schützenfest aus.
Inwieweit das Schützenfest politisiert wurde, zeige sich am Schützenfest 1926, das ganz unter dem Zeichen der „Befreiung“ gestanden habe, so Frommert. (Im Januar 1926 endete mit dem Abzug der belgischen Soldaten die Besatzungszeit in Neuss.)
Politisch aufgeladene Symbole fanden sich sowohl in Bildern des Fackelzuges als auch im Königsgeschenk des Jahres 1926 wieder. So trägt der silberne Kettenhänger folgende Inschrift:

„1925/26. Dem Neusser Bürger-Schützenverein gewidmet von Martin Küppers Schützenkönig im Jahre der Befreiung unserer Heimat von der Fessel der Besatzungstruppen.“

(vgl. Foto)

Erinnerungsmedaille an das „Befreiungssschießen“ der Neusser Scheibenschützen-Gesellschaft am Sonntag, den 9. Mai 1926 (Rheinisches Schützenmuseum Neuss mit Joseph-Lange-Schützenarchiv)
Silberner Kettenanhänger (Königsgeschenk von Martin Küppers, 1925/26) (Rheinisches Schützenmuseum Neuss mit Joseph-Lange-Schützenarchiv)

Unser Dank gilt Herrn Dr. Frommert, der sich viel Zeit nahm und diesen besonderen Aspekt der belgischen Besatzungszeit an ausgewählten Exponaten veranschaulichte. [DÖT]

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