StartAktuellSchüler des Marie-Curie-Gymnasiums säubern den jüdischen Friedhof

Schüler des Marie-Curie-Gymnasiums säubern den jüdischen Friedhof

20 Schülerinnen und Schüler des Leistungskurs Geschichte der Q2 versammelten sich am vergangenen Mittwoch vor dem jüdischen Friedhof am Glehner Weg. Dort warteten sie auf Prof. Dr. Stefan Rohrbacher, der an der Heinrich-Heine-Universität das Institut für jüdische Studien leitet, und Dr. Jens Metzdorf, den Leiter des Neusser Stadtarchivs.
Der Grund hierfür war eine ganz besondere Aktion: Die Grabsteine auf dem Friedhof sollten zur Vorbereitung einer fotografischen Dokumentation aufbereitet werden. Dafür wurden Freiwillige gesucht. Die Schülerinnen und Schüler des Marie-Curie-Gymnasiums waren dazu sofort bereit und meldeten sich geschlossen für diese „Putzaktion“ an.

Und so wurde in einer zweistündigen Aktion im wahrsten Sinne des Wortes Hand angelegt. Nach einer sehr interessanten Einführung zur Geschichte des Friedhofs, bei der besonders die ältesten Grabsteine faszinierten, die von dem nicht mehr existenten Friedhof im Hafengebiet hierhin versetzt und damit gerettet worden waren, bildeten sich spezialisierte Putzgruppen, die arbeitsteilig nacheinander an den Steinen arbeiteten. Zunächst wurden die überwachsenen Steine von der Vegetation befreit, anschließend mit einer weichen Bürste vorsichtig von Moos gesäubert und schließlich mit Schwamm und Wasser von den letzten Resten Schmutz befreit. Die Aktion verlief sehr konzentriert und war dem besonderen Ort eines Friedhofs angemessen respektvoll. Ein Schüler sagte hierzu treffend: „Es ist für mich ein Zeichen von Respekt gegenüber den Verstorbenen, ihre Ruhe so wenig wie möglich zu stören.“

Nach gut zwei Stunden, in denen viele Büsche geschnitten und Grabsteine gesäubert worden waren, machte die Gruppe noch eine überraschende Entdeckung: Auf einem Grab wurde ein zugewachsener Grabstein entdeckt, der bisher nicht bekannt war und eine Erinnerung an eine im Dritten Reich im Konzentrationslager ermordete Neusser Jüdin enthielt. Die Töchter der Frau hatten den Stein mit bewegenden Worten versehen und als Erinnerung an ihre Mutter auf dem Grabfeld platziert. Prof. Rohrbacher zeigte sich von diesem Fund begeistert und schickte bereits am nächsten Tag erste Rechercheergebnisse zu diesem Fall an Dr. Metzdorf und den begleitenden Lehrer Michael Schmitt, der die Ergebnisse am Folgetag direkt im Unterricht dem interessierten Kurs mitteilte.

Die Aktion endete mit einem Rundgang über den Friedhof, bei dem die Grabsteine in ihrem neuen Glanz noch einmal in Augenschein genommen wurden. Professor Rohrbacher war begeistert von dem Ergebnis, dankte den Schülerinnen und Schülern herzlich und blickte optimistisch nach oben: „Und jetzt brauchen wir für die Fotos nur noch gutes Wetter!“ [SCH]

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