Am 4. Juni 2025 öffnete das Denkatelier erneut seine Türen – dieses Mal unter dem Titel: „Antisemitismus heute – Chancen und Herausforderungen einer inklusiven Erinnerungskultur“. Zahlreiche Schüler:innen, Lehrkräfte, Eltern und externe Gäste folgten der Einladung in die Aula, um gemeinsam über ein hochaktuelles Thema ins Gespräch zu kommen – respektvoll, offen und engagiert.
Das Denkatelier versteht sich seit jeher als besonderer Lernraum: Ein Raum, in dem gesellschaftlich relevante Fragen jenseits von Notendruck und Lehrplanzwängen diskutiert werden. Dabei stehen nicht fertige Antworten, sondern kritisches Denken, Perspektivenvielfalt und gegenseitiges Zuhören im Vordergrund. Besonders wichtig ist uns das Prinzip: von Schüler:innen für Schüler:innen. Die diesjährige Ausgabe wurde von Jugendlichen der Einführungsphase mitorganisiert, vorbereitet und moderiert – mit großer Eigenverantwortung und bemerkenswerter Professionalität.

Der Nachmittag begann mit einer herzlichen Begrüßung durch Herrn Holl, der die Gäste einlud, sich offen auf den Dialog einzulassen. Es folgte ein eindrucksvoller Impulsvortrag von Burak Yilmaz, der zentrale Fragen zum Thema Antisemitismus und inklusive Erinnerungskultur aufgriff. Besonders eindrücklich war, wie er die Bedeutung biografischer Arbeit im Kontext einer inklusiven Erinnerungskultur hervorhob – anschaulich vermittelt durch persönliche, für die Schüler:innen sehr greifbare Anekdoten. Erinnerung, so Yilmaz, müsse immer auch individuelle Lebensgeschichten berücksichtigen, um wirklich lebendig und relevant zu sein.
In der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von den Schüler:innen Azra U. und Orman A., diskutierten Burak Yilmaz, Zeev Reichard (Vertreter der jüdischen Gemeinde) und Michael Schmitt (Lehrer, Fachleiter) über die Herausforderungen antisemitismuskritischer Bildungsarbeit und darüber, wie Erinnerungskultur inklusiv gestaltet werden kann. Die Diskussion war differenziert, spannend und inhaltlich tiefgehend – getragen von dem Wunsch, voneinander zu lernen.
Im Anschluss wurden die Gespräche in einem besonderen Format fortgesetzt: Beim Speed-Dating kamen die Teilnehmenden in Kleingruppen an drei Gesprächsinseln miteinander ins Gespräch. An jedem Tisch nahm jeweils ein Experte aus der Podiumsdiskussion für alle drei Runden Platz – so konnten die Teilnehmenden in den direkten, vertieften Austausch treten. Begleitet wurden die Runden von weiteren Moderator:innen aus der EF. Die Diskussionen entwickelten sich lebendig und respektvoll – teils angeregt durch vorbereitete Impulskarten, teils direkt aus den vorherigen Gesprächsinhalten heraus.
Dass das Thema viele bewegt, zeigte sich nicht nur an der Gesprächsdynamik, sondern auch auf der digitalen Pinnwand, auf der Gäste ihre Eindrücke hinterließen. Einige Stimmen:
„Es geht sehr viel über den Dialog. Für diesen muss man sich öffnen.“
„Ich habe jetzt ein größeres Bewusstsein für Antisemitismus bekommen – und dafür, wie wichtig solche Abende sind.“
„Man sollte allen Kulturen mit offenen Augen begegnen.“
„Die Möglichkeit, die Ansichten anderer mitzubekommen, war Gold wert.“
Auch nach dem offiziellen Abschluss blieb das Gespräch lebendig: Im Foyer diskutierten Gäste und Schüler:innen bei Kuchen und Getränken, organisiert von der EF, weiter über das Gehörte – ein gelungener Ausklang eines inspirierenden Nachmittags.
Ein besonderes Lob gilt den Schüler:innen, die durch ihre souveräne Moderation – insbesondere Melisa H., Giuliano D., Azra U. und Orman A. – für einen reibungslosen und unterhaltsamen Ablauf sorgten. Die Organisation, die thematische Ausarbeitung und die respektvolle Atmosphäre machten diesen Nachmittag zu einem eindrucksvollen Beispiel für gelebte demokratische Bildung.
Auch unsere Gäste zeigten sich tief beeindruckt. Burak Yilmaz fasste es in einem persönlichen Dank so zusammen:
„Ich war nach der Veranstaltung wirklich total positiv gestimmt und hatte einen großen Spaß, mit Ihren Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen. Obwohl ich bundesweit über 200 Schulen besucht habe, war das heute eine besondere Erfahrung. Die Atmosphäre war von Anfang an geprägt von echtem Interesse – bei Schüler:innen, Lehrkräften und Schulleitung gleichermaßen. Ihre Schule ist für mich ein best practice in Sachen Beziehungsarbeit und Gemeinschaft. Genau das sind die Elemente, die junge Menschen erreichen. Das war echt ganz großes Kino!“
Mit dem diesjährigen Denkatelier wurde einmal mehr deutlich: Erinnerungskultur lebt vom Dialog – und dieser braucht Räume, in denen junge Menschen ihre Fragen, Gedanken und Sorgen frei äußern dürfen. Wir freuen uns daher schon jetzt auf das nächste Denkatelier 2026 und danken allen Beteiligten, Unterstützer:innen und Sponsor:innen herzlich – insbesondere der Beauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen für die Bekämpfung des Antisemitismus, für jüdisches Leben und Erinnerungskultur.
[NAG]