Kleists Novelle die Marquise von O… stellt Leserinnen und Leser vor große Herausforderungen. Zu skandalös und verstörend sind die Ereignisse, die sich auf dem Familiensitz der Eltern der Hauptfigur zutragen. Selbst heute über 200 Jahre nach Erscheinen der Novelle entfalten die Tabubrüche, mit denen der Autor seine Leserinnen und Leser konfrontiert, ihre Wirkung. Von Abscheu bis Faszination reicht das Spektrum der Reaktionen. Was eine Deutung der Novelle angeht, macht es uns Kleist ebenso schwierig. Der Text entzieht sich eindeutigen Zuschreibungen und provoziert somit geradezu eine Inszenierung auf der Theaterbühne.
Zu unserer großen Freude konnten wir das Ensemble poco*mania nach sechs Jahren erneut auf der Bühne unserer Aula empfangen, um Kleists Novelle aus einer anderen Perspektive kennenzulernen.
Gewohnt frei und mutig nähert sich die Inszenierung der literarischen Vorlage, zeigt ihre Brüche und Widersprüche auf und schafft es so neue Zugänge zum Text zu eröffnen.
Ganz im Sinne der Grundhaltung des Ensembles versucht die Inszenierung unsere bzw. die Erfahrungen der Schauspielerinnen und Schauspieler mit der Vorlage in den Mittelpunkt zu stellen. So gelingt es eine Parallelhandlung zu Kleists Novelle zu erzählen, die eine Möglichkeit darstellt, wie die Erzählung unter aktuellen Vorzeichen ablaufen könnte. Mit den poco*mania eigenen stilistischen Mitteln wie Tanz und Gesang gelang eine packende Aufführung, die nicht zuletzt durch das schauspielerische Talent zu überzeugen wusste und die Schülerinnen und Schüler durch interaktive Momente zu fesseln und begeistern verstand.
Im Anschluss gab es außerdem die Möglichkeit mit dem Spielleiter Axel Mertens und den Schauspielerinnen und SchauspielerInnen ins Gespräch zu kommen, um über Details des Stückes zu diskutieren. Auch hier zeigte sich, wie gewinnbringend Theater sowohl für Aktive wie für das Publikum ist.
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