StartAktuellSechs Monate am Kap der guten Hoffnung

Sechs Monate am Kap der guten Hoffnung

Monatelang hatte ich mich auf den Tag gefreut, an dem ich endlich wegfliegen und etwas völlig Neues erleben würde. Aber als ich dann an genau diesem Tag am Frankfurter Flughafen stand und meinen Flug an der Anzeigetafel sah, hätte ich mir am liebsten eine Kopfnuss gegeben. Während des Fluges wartete ich nur darauf aufzuwachen und zu merken, dass das alles nur ein Scherz ist und ich hier gerade nicht wirklich nach Südafrika fliege, um dort zu bleiben.

Doch als wir am Flughafen in Kapstadt, Südafrika landeten, und unsere Gastfamilien zum ersten Mal trafen, wurde mir klar, dass das alles real war und langsam wurde die Angst von der Freude verdrängt. Dank meiner tollen Gastfamilie, die aus zwei Gasteltern, zwei Geschwistern und einem Hund bestand, dauerte es nicht lange bis ich mich am Tafelberg wie zu Hause fühlte. Ich hatte vor Ort auch schon andere Austauschschüler aus Europa kennengelernt und so langsam gewöhnte ich mich an die Stadt.

Einige Wochen später hatte ich meinen etwas turbulenten Schulstart hinter mir und fing an mich in meiner High School „Groote Schuur High“ (Afrikaans, ausgesprochen: „Chröte Skiir“) zurechtzufinden und hatte auch schon viele Freunde gefunden. Meine Schule war sehr groß und dementsprechend unübersichtlich am Anfang, aber nach etwa zwei Wochen schaffte ich es dann nicht mehr in falsche Klassenräume zu laufen und mich zu blamieren.

Die Schule in Südafrika ist immer sehr lang, von morgens 8:00 Uhr bis 15:30 Uhr, weshalb nach der Schule niemand noch Aktivitäten hat. Diese finden alle in der Schule statt, externe Sportvereine oder ähnliches werden kaum besucht, da besonders Sport in meiner Schule eine sehr hohe Priorität hat und sehr viele Sportarten angeboten werden. Aber auch Theater, Kunst, Musik etc. werden dort angeboten. Ich bin direkt der Theater AG beigetreten, was auch dabei half neue Freunde zu finden.

Die Wochenenden waren immer das Highlight der Woche, da ich samstags mit meinen Freunden surfen gehen konnte. Kapstadt hat einen der besten Surfhotspots der Welt, das muss man natürlich ausnutzen. An den Wochenenden haben sich die Austauschschüler immer getroffen und etwas unternommen, weil es dort sehr viel zu sehen gibt und die Einheimischen oft keine Lust hatten diese Orte zu besuchen, weil sie schon kannten oder leider nicht das Geld hatten, um Eintrittsgelder oder Uber-Fahrten zu bezahlen.

Südafrika ist ein sehr religiöses Land und meine Gastfamilie ist es auch, deshalb ging es jeden Sonntag in die Kirche. Meine Familie ist anglikanisch, was sehr ähnlich zur katholischen Kirche ist. Die Gemeinde war sehr klein und persönlich, was es sehr schön gemacht hat, da jeder jeden kannte und ich sehr herzlich aufgenommen wurde. Außer Kirchen- war sonntags auch Familientag. Da meine Gastfamilie aus zwei Großeltern, drei Kindern und sieben Enkeln besteht, von denen fünf Kleinkinder sind, war dann immer „full house“ und von Ruhe keine Spur.

Trotz allem gab es natürlich auch schlechte Momente, Heimweh und Lustlosigkeit, aber auch das ging wieder vorüber. Südafrika ist ein sehr schönes Land und Kapstadt eine wunderschöne Stadt, aber es gibt auch einige negative Aspekte, die wirklich gefährlich werden können. Dazu gehören vor allem die Armut, Arbeitslosigkeit und die Kriminalität, welche alle zusammenspielen. Als „Tourist“ fällt man schnell auf und jeder weiß, dass man vergleichsweise viel Geld hat. Auch so kann man in Kapstadt an vielen Orten nicht einfach mal spazieren gehen und muss immer vorsichtig sein, auf seine Umgebung und auch auf seine Wertgegenstände achten. Dazu gibt es ein paar „Regeln“ an die man sich halten muss, z.B. niemals im Dunkeln zu Fuß unterwegs zu sein, nicht mit dem Handy auf offener Straße herumzulaufen oder sein Geld auf der Straße zu zeigen.

Wenn man sich an diese Regeln hält, kann man trotzdem alles genießen ohne Gefahren ausgesetzt zu sein. Mein persönliches Highlight war ein Roadtrip mit anderen Austauschschülern nach Namibia zu einem Fluss, dem Orange River. Mitten in der Wüste, ruderten wir vier Tage über den Fluss und schliefen nachts unter den Sternen am Ufer. Diese Zeit war wirklich einzigartig.

Ich hätte niemals gedacht, dass der Abschied in Kapstadt so hart sein würde wie er war und hatte trotz der ganzen Sorgen am Anfang eine tolle Zeit. Ich bin sehr glücklich die Chance bekommen zu haben für sechs Monate ins Ausland zu gehen und kann es jedem der so etwas machen möchte nur empfehlen.

[Carlotta, EF]

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