Es ist Herbst
Die goldgelben Blätter des Ginkgobaums fallen nach und nach
Jedes Blatt so individuell wie ein Mensch
Jedes Blatt hat seine eigene Geschichte
Wir halten inne
Gedenken der zahllosen Schicksale
Erinnern an die Verluste, an den Schmerz
Mahnen gegen Ungerechtigkeit und Hass
Im Mai beginnt der Baum wieder zu grünen
Und wir?
Wir setzen heute einen jungen Ginkgobaum
Als ein Zeichen des Friedens und einer besseren Welt
– Namia Oulad Brahim –
Jedes Jahr, zwei Sonntage vor dem ersten Advent, gedenkt Deutschland der Opfer von Krieg und Gewalt in aller Welt.
In diesem Jahr beteiligten sich auch Schüler:innen des MCGs an der zentralen Gedenkfeier auf dem Hauptfriedhof an der Rheydter Straße.
Im Rahmen der Gedenkveranstaltung stellten die Teilnehmer:innen des Projektkurses Geschichte eigens recherchierte Kriegsbiographien vor, die in lokale Zeitzeugenberichte eingebettet waren. Über den Zeitraum eines Schuljahres hatten die Schüler:innen in Kooperation mit dem Neusser Stadtarchiv und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. die Schicksale von Kriegstoten erforscht, die auf dem Neusser Hauptfriedhof bestattet sind bzw. es einst waren.
Ein eindrückliches Beispiel ist der Belgier Leopold Victor Emmanuel Jacobs, der zu Zwangsarbeiten in Neuss eingesetzt wurde und in einem Lager im Schulgebäude des MCGs (Jostenallee 49) interniert war.
Während des Besuchs der Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte Ysselsteyn im vergangenen August lernten die Kursteilnehmer:innen das Blatt des Ginkgobaums als Friedenssymbol kennen.
Nach der Explosion der Atombombe in Hiroshima im August 1945 hatte ein Ginkgobaum als erste Pflanze wieder grüne Blätter bekommen – und das, obwohl er nur rund 800 Meter vom Zentrum der Explosion entfernt stand und um ihn herum alles zerstört war. Das war nicht nur eine botanische Sensation. Seither gilt das Ginkgoblatt als Zeichen der Hoffnung auf junges Wachsen von Frieden.
Die Kursteilnehmer:innen entschlossen sich schließlich, ebenjenes Symbol für die Gedenkveranstaltung aufzugreifen.
Als verbindendes Element zwischen der deutschen und alliierten Kriegsgräberstätte und in unmittelbarer Nähe zu den Gräbern der Widerstandskämpfer Hermann Düllgen und August Höhfeld wächst nun ein junger Ginkgobaum.
Darüber hinaus hatten die Schüler:innen selbst gestaltete Anhänger in Form von Ginkgoblättern mit Schlüsselbegriffen in den Sprachen der Neusser Kriegstoten versehen. Im Anschluss an die Veranstaltung bestand die Möglichkeit, weitere Friedensbotschaften zu hinterlassen.
Auch kleine Buttons mit dem Motiv eines ausgewachsenen Ginkgoblattes waren erstellt worden, um den Teilnehmenden das Friedenssymbol im wahrsten Sinne des Wortes mit auf den Weg geben.
Regierungspräsident Thomas Schürmann und Bürgermeister Reiner Breuer würdigten in ihren Ansprachen das Engagement der Schüler:innen. Beide nahmen sich auch nach der Veranstaltung Zeit, um mit den Kursteilnehmer:innen ins Gespräch zu kommen.
Presse:
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