Am 7.12.2012 besuchte der Generalsekretär der CDU und Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe das Marie-Curie-Gymnasium und stellte sich der Geschichtswerkstatt für ein Interview zur Verfügung. Der hochrangige Bundespolitiker hatte einer Einladung der Schülerinnen und Schüler sofort entsprochen und sich bereit erklärt, sich zu einigen Wettbewerbsthemen als Zeitzeuge zu äußern. Die Schülergruppen beteiligen sich am diesjährigen Geschichtswettbewerb um den Preis des Bundespräsidenten zum Thema „Vertraute Fremde. Nachbarn in der Geschichte“.
Hermann Gröhe wurde zunächst zum Thema: „Integration der Vertriebenen in Neuss nach 1945“ ausführlich befragt. Eines der ganz großes Probleme, so berichtete er, sei – neben dem Unterbringungsproblem – anfangs besonders die Integration der für Neuss ungewöhnlich hohen Anzahl von protestantischen Flüchtlingen gewesen. Diese konfessionellen Unterschiede seien aber heute nicht mehr festzustellen.
Hermann Gröhe zeigte auch im Verlauf des Gesprächs, wie sehr er in bundespolitischen Vorgängen zu Hause ist: Die Diskussionen, die sich auf bundespolitischer Ebene gerade auf dem Hintergrund der Versöhnung mit Polen entzündeten, zeigten und zeigen, wie überaus emotional teilweise auch heute noch der Umgang mit Flucht und Vertreibung empfunden werde. Er betonte aber in eindringlicher Weise, dass gerade wir Deutschen niemals vergessen sollten, dass das gesamte Problem mit der Machtergreifung Hitlers begonnen habe. In Neuss habe er aber auch sehr bewegende Szenen der Versöhnung zwischen ehemals Vertriebenen und polnischen Repräsentanten erlebt; Vorgänge, die ihn für die weitere Entwicklung sehr optimistisch stimmten.
Auch zum zweiten Fragenkomplex: „Integration der Juden nach 1945 in Neuss“ konnte der Generalsekretär der CDU viel beisteuern. Besonders intensiv habe er die Diskussionen um den Wiederaufbau des jüdischen Gemeindezentrums in Neuss erlebt. Mit Entsetzen müsse er auch heute noch feststellen, dass jüdische Einrichtungen in ganz Deutschland ständig unter Polizeischutz stehen müssten. Hierbei werde oft vergessen, dass das eigentliche Problem nicht die Menschen jüdischen Glaubens seien, sondern diejenigen, die Menschen anderen Glaubens auch heute noch nach all unserer schrecklichen Vergangenheit bedrohten.
Kahlki