StartAktuell"Der Sandmann" - Die Grenzen des Verstandes ertasten

„Der Sandmann“ – Die Grenzen des Verstandes ertasten

In den letzten Wochen behandelten die Grundkurse des MCG im Deutschunterricht den allseits als Meisterwerk der Romantik gefeierten Roman „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann. Die traumatische Kindheit und der Untergang des jungen Studenten Nathanael gehören nicht bloß literarisch weltweit zu den ersten Vorstößen in das noch unergründete Feld der menschlichen Psyche.

E.T.A. Hoffmann, Autor des Romans

Um die Lektüre angemessen zu würdigen und nochmals das eigene Verständnis der Akteure und ihrer Situation zu vertiefen, haben die Schüler des zweiten Grundkurses unter der Leitung von Frau Rißen eine Fallakte zusammengestellt. Diese setzt sich aus verschiedenen Dokumenten, wie Schriftstücken, Arzt- und Polizeiberichten oder Zeichnungen zusammen und gewährt Einblick in die Psyche Nathanaels und behandelt die Frage nach Traum oder Verschwörung.

Die Erzählung beinhaltet viele romantische Charakteristiken, wie den Verfolgungswahn und das Sentiment von Fremdbestimmung, welche der Protagonist entwickelt nachdem sein Vater bei vermeintlich alchemistischen Experimenten ums Leben kommt. Schuld daran ist in seinen Augen eindeutig Coppelius, ein Bekannter des Vaters, der durch sein dämonisches Aussehen und seine finstere Aura zum Alptraum für den kleinen Nathanael wird. Durch die Geschichten, welche ihm seine Mutter und eine Amme erzählen, manifestiert sich vor seinem geistigen Auge ein grausames Bild des märchenhaften Sandmannes, der das Haus der Familie heimsucht, wann immer Coppelius das Haus betritt, um mit dem Vater besagte Experimente durchzuführen.

Die daraus resultierende Persönlichkeitsstörung zieht sich fort bis in die Studienzeit Nathanaels, wo sie abermals eskaliert nachdem er einem Wetterglashändler namens Coppola begegnet, der nicht nur namentlich sondern auch im Aussehen schockierende Ähnlichkeiten mit Coppelius aufweist. Nathanaels Grenzen der Realität verfließen mehr und mehr in der geistigen Umnachtung, die ihn zunehmend umgibt. Obendrein verliebt er sich auch noch in den von seinem Professor erschaffenen Automaten Olimpia. Und das, obwohl er doch bereits verlobt ist! Ohne Realität und Traum unterscheiden zu können , wirkt die Puppe lebensecht auf ihn, und es erschüttert ihn als sie letztlich vor seinen Augen zerstört wird. Nathanael verliert sich endgültig in seiner eigenen Psyche. Sein Ende unausweichlich.

Hoffmann versteht sich darauf den Leser auch nach Abschluss der Lektüre im Unklaren darüber zu lassen, ob es letzten Endes nur ein Hirngespenst oder doch ein diabolischer Komplott gegen die arme Seele gewesen ist. Und wenn ja, wer war alles involviert, etwa auch Nathanaels eigentlich Vertrauten? Waren Coppelius und Coppola ein und dieselbe Person?

[Benedikt, Q2]

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