Die Theorie der kognitiven Entwicklungspsychologie nach Piaget gehört nicht gerade zu den Unterrichtsthemen, die bei Gymnasiasten Begeisterungsstürme hervorrufen. Und dennoch gibt es Wege, diesen trockenen Stoff den Schüler nahe zu bringen: Der Pädagogikkurs der Jahrgangsstufe 11 des Marie-Curie-Gymnasiums setzte das theoretische Wissen mithilfe einer Versuchsreihe mit Kindern der Evangelischen Kindertagesstätte „Wirbelwind“ am Kotthauserweg in die Praxis um.
Unter Mithilfe der Pädagogiklehrerin Danielle Schlösser und der Referendarin Viviane Wiedenfeld hatten die Schüler sechs Stationen entwickelt. Ein Beispiel: Ein Schüler und ein Kita-Kind erhalten je zwei Kekse. Frage: Wer hat mehr Kekse? Dann wird ein Keks des Kindes in zwei Hälften zerbrochen. Und wer hat jetzt mehr Kekse? Ein Experiment, das den Kleinen besonders viel Spaß gemacht hat; schließlich durften sie den Gegenstand des Experimentes zum Abschluss selbst „verputzen“. Celine (5) wollte nicht so lange warten und biss gleich zu Beginn des Experimentes zu – ein schönes Beispiel für die Spontanität der kleinen „Probanden“. Und Karim (4) zeigte sich beeindruckt angesichts der vier Elftklässler, die ihn wohlwollend beobachteten: „Werde ich auch mal so groß wie ihr?“ Überhaupt legten die Schüler viel Wert darauf, dass sich die Kinder wohl fühlten und Spaß an der Versuchsreihe hatten. So ging es auch locker am Frage-Tisch zu: Warum scheint die Sonne? Warum ist die Wiese grün? Warum schneit es? Letztere Frage wusste Karim zu beantworten: „Damit die Blümchen zugedeckt sind!“ Christian (5) vermutete eher, „weil es in Polen auch schneit“.
An den weiteren Stationen mussten unter anderem Münzenmengen geschätzt, der Wasserspiegel in Flaschen in verschiedenen Positionen eingezeichnet und die Größen von Knetkugeln in unterschiedlichen Formen verglichen werden. „Die Ergebnisse der Experimente werden die Schüler als Hausaufgabe auswerten“, sagt Danielle Schlösser.
„Wir hatten bisher viel theoretischen Unterrichtsstoff; da fehlte der Bezug zur Realität, zur Praxis“, so Schlösser weiter. Jetzt konnten die MCG-Schüler selbst ausprobieren, ob die graue Theorie auch in die Praxis umsetzbar ist. „Die Resonanz bei meinen Schülern war sehr gut, sie haben sehr motiviert mitgearbeitet. Die Elfklässler haben den Ausflug in die Kindertagesstätte genossen und auch den Kita-Kindern hat‘s Spaß gemacht“.
[Text und Bilder: Rolf Retzlaff]